Artikel 06.17 | Kolumne 05. Juni 2017


Gleich 3 Hiobsbotschaften zur Lieferkette bestimmten im Mai die Medien

Solarworld ist pleite. Das trifft nicht nur die Mitarbeiter und Anleger, das betrifft auch die Handwerksbetriebe, die Solarmodule von Solarworld geordert und bereits bezahlt haben und vertraglich gebunden sind, die Module einzubauen. Nun werden die Module nicht geliefert. Das kann für kleine Handwerksbetriebe zum ernsthaften Problem werden. Sie können nur auf Kulanz des Kunden hoffen. Wenn dieser die Module bereits bezahlt hat und nun nochmal bezahlen soll, dürfte diese Hoffnung in den meisten Fällen vergeblich sein. BMW und Bosch verhandeln laut Medienberichten aktuell über den Schaden, der dadurch entstanden ist, dass Bosch Lenkgetriebe für den 1er, 2er, 3er und 4er nicht in ausreichender Menge zur Verfügung stellen konnte. Ein Bosch-Lieferant hatte die Teile nicht in ausreichender Menge geliefert. Die Lösung? Bosch möchte den Lieferanten kurzerhand kaufen. Der Antrag beim Bundeskartellamt liegt angeblich schon vor.

Ein anderer Automobilhersteller hat ebenfalls einen Lieferanten gekauft: Der Elektroautobauer Tesla hat den deutschen Maschinenbauer Grohmann übernommen. Grohmann soll sich in Zukunft auf Projekte von Tesla konzentrieren. Angeblich sollen Verträge mit deutschen Automobilherstellern nicht mehr erfüllt werden.

Wie gut, dass Software intangibel ist und so etwas nicht passieren kann? Bis vor wenigen Jahren wurde Software von Unternehmen gekauft und auf eigenen Rechnern installiert. Wenn es sich um unternehmenskritische Software handelte, sicherte man sich vertraglich ab und ließ sich für den Fall der Fälle z.B. eine Insolvenz des Herstellers, Rechte am Sourcecode zusichern. Bei Software as a Service ist die Software gemietet und liegt auf den Systemen des Dienstanbieters, der in vielen Fällen auch nur ein Reseller ist. Die Anzahl der Partner und damit der Fehlermöglichkeiten steigt. Das ist für etliche Anwendungen sicherlich akzeptabel, für andere Anwendungen und insbesondere Daten kann das kritisch werden. So kam es am 28.2.2017 durch einen Tippfehler eines Amazon-Mitarbeiters laut Medienberichten zu einer Störung des S3-Cloud-Storage Dienstes in den USA. Im Jahr 2011 gingen wegen einem Blitzschlag einige Daten komplett verloren.

Die Steigerung der Cloud-Nutzung ist ebenso unvermeidlich wie der Einsatz von Zulieferern in der Automobilindustrie. Umso wesentlicher wird ein solides Risikomanagement in Bezug auf jede Art zugelieferter Gegenstände und Software. Die Kosten von Maßnahmen zur Risikominderung müssen sich zwingend nach der Kritikalität richten – sonst wird billig unter Umständen sehr teuer.

Einen schönen Sommeranfang wünscht Ihnen

Johanna Nägelsbach

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