Artikel 10.17 | 01. Oktober 2017


Andrea Nahles ist zur Fraktionsführerin gewählt worden

Und damit das neue Zugpferd der SPD. Zugpferde müssen sich profilieren und so ist es nicht verwunderlich, dass Frau Nahles dem bisherigen Koalitionspartner direkt nach der letzten Kabinettssitzung ankündigt: "Ab morgen gibt’s in die Fresse". Der Wahlkampf verlief noch in bester Harmonie und rechnerisch hätte man sich auch weiterhin lieb haben können – und nun soll alles anders sein? Es wäre doch immerhin denkbar, dass die Verhandlungen für eine Jamaika-Koalition scheitern und die große Koalition doch wieder in greifbare Nähe rückt. Die BILD-Zeitung spricht davon, dass Frau Nahles für diesen Spruch heftige Kritik kassierte, die Huffington Post spricht gar von Pöbel-Aussage und was sagt Frau Nahles?

War doch nur Spaß. Die Kollegen von der Union hätten gelacht.

Was soll man auf so eine Aussage denn auch sagen. Verlegen oder vielleicht auch peinlich berührt lachen ist ja wohl fast das einzige, was bleibt. Undenkbar, dass z.B. Kabinettskollegin Frau von der Leyen Frau Nahles anfaucht: „Isch schlag Disch Pflegeheim“, was zweifellos auf der Straße als durchaus angemessene Reaktion auf Frau Nahles Drohung empfunden würde. Als Frau Nahles mit einer Pippi-Langstrumpf Gesangseinlage im Bundestag glänzte, lachte die Republik schließlich ebenfalls. Mit Tomaten werfen oder direkt auf jemanden losgehen, der merkwürde Dinge tut, ist glücklicherweise immer noch nicht Teil der demokratischen Kultur in Deutschland, auch wenn die Berichterstattung zum Wahlkampf derartiges vermuten lassen könnte. Schauen wir mal, wie sich die Koalitionsverhandlungen entwickeln und ob Jamaika tatsächlich Realität wird. Falls die Verhandlungen scheitern, wäre die große Koalition die letzte Möglichkeit – außer wir sollen so lange wählen, bis ein Ergebnis rauskommt, welches den Volksvertretern genehm ist. Interessant wäre eine Neuwahl natürlich schon – mal sehen, wie Frau Nahles Spruch bei den Wählern ankommt….

Welche Tragweite eine solche unbedachte Aussage haben kann, zeigen die Reaktionen auf Präsident Trumps Bemerkungen zu Nord-Korea: Nord-Korea mit der völligen Vernichtung zu drohen und Kim Jong Un "Raketenmann" zu nennen, verbessert sicherlich nicht die Chance auf eine Entspannung des Konfliktes. Dass Kim Jong Un nicht lacht sondern Präsident Trump einen geistig umnachteten, senilen Amerikaner nennt, dürfte die Verhandlungsposition ebenfalls nicht verbessern. Wahrscheinlich interpretieren wir alle die Äußerungen nur falsch und es ist alles nur Spaß – wie bei Andrea Nahles.

Verhandlungstechnisch kann man sich auf diese Art durchaus Herausforderungen schaffen: Erst Porzellan zerschlagen, um dann möglicherweise das Ruder herumzuwerfen und Verhandlungserfolge zu erzielen. Ob das geht, hängt, wie die Beispiele zeigen, stark vom Verhandlungspartner ab.

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